Ein Beitrag von Christian Schober
Wer Logistikprojekte umsetzen möchte, stößt auf vielfältige Herausforderungen auf dem Weg zum GoLive, ein Konzept ist ja nur der erste Schritt. Die eigentliche Arbeit entsteht ja dann, wenn sich Management und Projektsponsoren für eine Variante entschieden haben. Stolpersteine auf dem Weg zur Realisierung gibt es viele, aber ein Punkt eint praktisch alle Projekte: fehlende oder schlechte Stammdaten!
Stammdaten haben nach unserer Erfahrung aus 26 Jahren Beratung „immer schon“ gefehlt, jedoch noch nie so „dringend“ wie heute. Warum? Mit der Zunahme der Digitalisierung der Logistik steigt nicht
nur die Menge der notwendigen Stammdaten, sondern auch die Ansprüche an Qualität, Detaillierungsgrad, Aktualität und – vor allem – Vollständigkeit! Gerade Automatisierung ist
ohne Stammdaten auf hohem Level nicht möglich.
Ein Beispiel, das in der Beratung laufend „vorkommt“: Ein Paternoster, ein Shuttle-System, ein automatisches Kleinteilelager (o. ä.) ist beim Kunden in der Diskussion.
Unsere Aufgabe ist es nicht nur, die richtige Technik zu empfehlen, sondern auch die Kapazitäten zu berechnen, um Investition und RoI prognostizieren zu können. Außerdem
benötigen wir verlässliche Stammdaten, um Layout, Dimensionierung und Materialfluss im Gebäude kalkulieren zu können.
Was brauchen wir also mindestens für erste Berechnungen: je Artikel Länge, Breite, Höhe, Gewicht, Stapelbarkeit, Umverpackung (nicht die, in der der Artikel im Wareneingang ankam, sondern die
Einheit, in der wir lagern wollen), kleinste Pickeinheit, Zusammenlagerverbote… Und noch viel mehr, was den Rahmen hier sprengen würde.
Erst mit diesen Daten kann man die richtige Lagertechnik bestimmen und bspw. auch festlegen, welche Behälter- oder Tablargröße die richtige ist, ob man mehrere Artikel auf einen
Stellplatz gemeinsam lagern kann. Aber diese Daten fehlen oft!
Dieses kleine Beispiel der Welt der Logistik zeigt: Ohne Stammdaten müsste geraten werden! Es würde falsch investiert werden, die Performance der Technik wäre nicht gegeben, die Logistikprozesse
würden teuer werden oder die notwendige Qualität würde nicht erreicht werden. Oder beides. Das Projekt würde wirtschaftlich scheitern.
Oder andersherum gesagt: Mit guten Stammdaten sparen Sie sehr viel Geld, viel mehr als es kostet, Stammdaten zu haben und zu pflegen: Projekte lassen sich schneller umsetzen, weniger
Beraterhonorare werden fällig. Der RoI der Investition in Hard- und Software rechnet sich sehr schnell, weil die Mitarbeiter viel produktiver werden. Die Versprechen der Lieferanten treten ein!
Messbar! Eine funktionierende Logistik senkt die Kosten, steigert die Umsätze, macht Kunden und Mitarbeiter zufrieden.
Logistikplanung ohne Stammdaten geht nicht. Das bedeutet, dass spätestens, wenn es ein Verbesserungsprojekt gibt, die Daten zeitaufwändig und meist manuell nacherhoben werden müssen.
Doch was ist die Lösung dieses Dilemmas? Hier drei Tipps vom Praktiker:
- Egal welche Hard- oder Software in der Logistik eingeführt wird oder welches ERP-System angeschafft und implementiert wird: Sparen Sie nicht am Teilprojekt Stammdaten.
- Schaffen Sie eine (zentrale, fachlich unabhängige) Verantwortung in der Aufbauorganisation für die Stammdatenentwicklung und Stammdatenpflege.
- Schaffen Sie Regeltermine im Unternehmen, die sich mit Stammdaten befassen. Bspw. auch mit Vertrieb, Konstruktion, Finanzen etc. Stammdaten, die die Logistik betreffen, „nützen“ nicht nur dort. Die Logistik betrifft als Querschnittsfunktion weite Teile eines Unternehmens!
Viel wird heute vom Datenschatz und Datengold gesprochen, von Big Data und Data Warehouses. Alles richtig! Gemeint sind hier aber auch Stammdaten. Was Sie nicht
haben, können Sie aber nicht auswerten und nicht nutzen!
Viel Erfolg wünscht Ihnen das Team von SCHOBER und Christian Schober
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