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ERP-Systeme in der Logistik – ein schwieriges Thema als Dauerbrenner

Bildquelle: Fotolia
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Ein Beitrag von Christan Schober

 

Vor über 26 Jahren gehörte es zu den ersten größeren Projekten von SCHOBER, nach einer ERP-Einführung die Logistik „zu reparieren“. Will heißen, nach dem GoLive „ging nichts mehr“. Warum schreibe ich heute darüber? Weil sich seitdem nicht viel geändert hat! 

 

 

Nach wie vor misslingen ERP-Einführungen in der Logistik, gerade die der größeren Anbieter. Und nach wie vor ist das „wieder in Ordnung bringen“ – oder im Optimalfall „das richtige Einführen“ im Nachhinein – eine häufige Aufgabenstellung für uns.

Ist das überhaupt schlimm?

Ja, eindeutig: Die sowieso schon teure Einführung eines ERP-Systems wird dadurch NOCH teurer und dauert NOCH länger! Das ist nicht nur für die Ergebnis- und Finanzverantwortlichen frustrierend, sondern auch für die Mitarbeiter, die alles nochmals durchkauen müssen.

Außerdem führen mangelhaft implementierte Prozesse zu Qualitätsmängeln in der Logistik, wie Überbestände, lange Lieferzeiten, eine hohe Fehlerquote, Out-of-Stock-Situationen und mangelhafte Lieferfähigkeit, unzufriedene Kunden und Umsatzverluste. Und das alles bei erhöhtem Personalbedarf – Schwierigkeiten also, die in das gesamte Unternehmen hineinwirken!

Warum kommt es oft so weit?

Gerade in den Bereichen Lager und Transport sind die Logistik-Applikationen der ERP-Systeme manchmal viel zu teuer und viel zu unflexibel im Vergleich zu fachspezifischen Softwareprodukten wie Lagerverwaltungssystemen (LVS), Warehouse-Management-Systemen (WMS) oder Transportmanagement-Systemen (TMS). Aber der Vertrieb der ERP-Anbieter suggeriert den Entscheidungsträgern „alles aus einer Hand“ wäre viel besser. Argumentiert wird dabei gerne mit „Schnittstellen-Problemen“ – dabei sind zuverlässige IT-Schnittstellen schon lange keine langwierige oder teure Angelegenheit mehr.  

Warum klappt es in der Logistik oft nicht?

Eine ERP-Einführung hat ihre zeitlichen, finanziellen und inhaltlichen Schwerpunkte dort, wo das ERP performen soll und wo „es herkommt“: Finanzen, Vertrieb, Produktion, Personal etc. Die Logistik gehört meist nicht zu den Kernkompetenzen und Kerndienstleistungen eines ERP und wird deshalb regelmäßig am Schluss „nachgezogen“. Also zu einem Zeitpunkt, zu dem Zeit- und Finanzbudget sowieso schon angespannt sind. Dadurch wird in der Logistik oft nicht mehr so genau "hingesehen".

Wie kann man es besser machen?

Die Logistik ist eine Querschnittsfunktion, die – wenn man genau nachdenkt – wenigstens 60%, häufig sogar 70% oder auch 80% eines Unternehmens berührt. Nehmen Sie sich also Zeit für Ihre Logistik!

Der ERP-Berater hat selten Personal, das die Ist-Prozesse in Ihrer Logistik korrekt bewerten und zielführende Vorschläge für eine Verbesserung oder Prozessanpassung im Rahmen der Einführung machen kann. Die Einführung eines ERP in der Logistik muss deshalb von einem ausreichend großen und fachkundigen Projektteam begleitet werden, das von Anfang an mit dabei ist. Wenn Sie dafür kein eigenes Projektteam haben, holen Sie sich einen erfahrenen Logistikberater an Bord!

Wichtig: Glauben Sie niemals die Mär vom sogenannten kostengünstigen „Standard“! Nach unserer bescheidenen Meinung konnte die Standard-Konfiguration des ERP-Systems noch NIE eins zu eins bei einem Kunden angewandt werden! Keine zwei Logistikkonzepte sind gleich, und so werden Sie keine zwei Unternehmen finden, die ein und denselben „Standard“ in der Logistik verwenden.

Letzter Tipp:  es bleibt dabei, auch wenn das niemand hören oder lesen will: Ohne gute Stammdaten ist alles nichts! Investieren Sie daher Zeit und (ja, leider) auch Geld in den Aufbau Ihrer logistischen Stammdaten. Es lohnt sich!

 

Ihre Logistik kann mehr!

Wird die Logistik bei der ERP-Einführung richtig berücksichtigt, kann sich ihre Performance durch die Digitalisierung der Prozesse derart steigern, dass sie einen erheblichen Beitrag zum ROI des ERP-Systems leisten kann. Anderenfalls können die Folgekosten einer misslungenen Einführung in der Logistik allerdings auch so ins Kontor schlagen, dass das ein oder andere Wirtschaftsjahr (völlig überflüssigerweise) mit einem unbefriedigenden Ergebnis abgeschlossen werden muss.

Es gibt eben nichts Preisgünstigeres, als etwas gleich beim ersten Mal richtig zu machen!

 

Viel Erfolg wünscht Ihnen das Team von SCHOBER Beratung für Logistik, viele Grüße aus Germering bei München!

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