Ein Beitrag von Christian Schober
Aller Orten hört man: es "gäbe keinen Laderaum", Fahrer und Kapazitäten würden fehlen und die Preise beim Frachteneinkauf würden "durch die Decke schießen".
Natürlich ist das so, aber wer ist davon hauptsächlich betroffen? Aus meiner Sicht vor Allem der Spotmarkt und all die Geschäftsbeziehungen, die keine gesunde, partnerschaftliche Basis haben.
Denn wenn Verlader und Transportdienstleister (oder Spediteur und Transportdienstleister) partnerschaftlich kooperieren, pflegen sie eine Zusammenarbeit, die in "guten und in schlechten Zeiten" hält. Man springt als Verlader nicht gleich zu einem billigeren Transporteur, nur weil die Kosten fallen. Und man wendet sich als Transportdienstleister nicht gleich vom Kunden ab, wenn der nicht sofort die Maximalforderung erfüllt. Vielmehr sichert man sich gegenseitig ab und vereinbart Kapazitäten - mit Rechten und Pflichten.
Natürlich steigen die Kosten (in letzter Zeit besonders stark) und natürlich müssen nun auch bestehende Preisvereinbarungen "unterjährig" und außerordentlich angepasst werden. Es ist ein Geben und Nehmen und der Verlader hat nun auch eine Verantwortung für "seinen Transport-dienstleister", damit dieser später wiederum seiner Verantwortung nachkommen kann.
Doch wir erleben leider - ganz aktuell - auch Umgangsformen, die schon fast erpresserisch geprägt sind. Das sind Fälle, in welchen sich Transportdienstleister von ihren Kunden abwenden und zu einem scheinbar gut zahlenden, anderen Verlader wechseln. Doch wie lange tut dieser das? Er wird die aktuellen, vergleichsweise überhöhten Konditionen nur zahlen, so lange er glaubt zu müssen. Sobald nur ein Fünkchen Preiserholung am Horizont sichtbar sein wird, wird der Verlader diesen - nun als besonders teuer empfundenen - Transporteur wieder fallen lassen.
Wir betreuen seit Jahrzehnten Verlader und Transportdienstleister gleichermaßen in der Vergabe und im Management großer Transportmengen. Und wir können sagen: Partnerschaftliches Verhalten, miteinander "durch dick und dünn" gehen, nicht jede Entwicklung (die ja sowieso meist gar nicht langfristig sind) sofort ausreizen: das ist der Nährboden für langfristige, stabile und für alle Beteiligten erfolgreiche Geschäftsbeziehungen.
Insofern bleiben Sie gelassen: als Verlader muss man nicht sofort alles in Frage stellen, weil der Transportdienstleister mehr Geld möchte. Und als Transportdienstleister muss man nachvollziehbare Kostenerhöhungen darlegen können, argumentieren und verhandeln und sich nicht beleidigt vom Bestandskunden abwenden.
Gute Geschäfte kann man nur miteinander machen und nicht gegeneinander - ein uralte Binsenweisheit, die in Sondersituationen wie der aktuellen wieder besonders in den Fokus rückt.
Grüße aus München sendet Christian Schober
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