von Christian Schober
In der Vergangenheit wurde den großen Beratungen (oft denjenigen mit amerikanischem Ursprung) nachgesagt, wichtige Trends erstmalig kreiert bzw. "erfunden" und in den Markt gebracht zu haben. Nicht selten wurde behauptet, dass damit nicht aktuelle oder künftige Probleme der Kunden gelöst werden sollten, sondern vor Allem die Umsätze der Berater sich positiv entwickeln sollten.
Auch beim Thema Digitalisierung schien es anfangs so zu sein, dass Berater die Kunden nur dabei unterstützen würden, diese essentielle und nicht selten existenzbedrohende Herausforderung zu meistern. Doch nun stellt sich zunehmend heraus, dass Digitalisierung nicht nur ein Beratungsfeld, also ein Dienstleistungsangebot von Beratern für deren Kunden ist. Die Digitalisierung ist auch bei den Beratern selbst angekommen.
Zum einen sind Methoden und Tools einem Druck unterworfen "digital" zu sein - hier ist jedoch gesunder Menschenverstand gefragt. So mancher Gimmick aus dem "Methodenbaukasten" der angeboten oder von Kunden nachgefragt wird sieht ulkig aus, trägt aber nichts zum Projekterfolg bei - außer dass die Kosten des Projekts und der Zeitaufwand steigen.
Zum anderen sind Berater mittelbar von der Digitalisierung oder anderen disruptiven Entwicklungen betroffen: dadurch, dass ihre Kunden davon betroffen sind. Beispiel 1: Je stärker die Automatisierung in der Produktion zunimmt und oft noch gleichzeitig die Komplexität der Produkte abnimmt, desto weniger wird der gute alte, prozessgetriebene Lean-Berater benötigt. Beispiel 2: Durch die Entwicklung hin zur E-Mobilität wird nicht nur einer Unmenge von Zulieferbetrieben für den Verbrennungsmotor die Existenzberechtigung entzogen, sondern auch jedem von diesen Unternehmen beschäftigten Beratungsunternehmen, die bspw. Entwicklung, Produktion oder auch Logistik der Fertigung beeinflusst haben.
Auch Berater haben also die Aufgabe, sich strategisch neu auszurichten und Justierungen vorzunehmen oder gleich den Branchenmix zu verändern.
Viel Erfolg!
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